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Shared Infrastructure und Outsourcing: Gut für ESG Ratings?

Wolfgang Müller

Wolfgang Müller ist Senior Communications Manager und SEO-Redakteur für IT-, Tech- und Finsurance-Themen im Team Marketing von matrix technology. Mit großer Leidenschaft für guten Content begleitet er Trends an den Schnittstellen von Unternehmensstrategie, IT-Strategie, Datenmanagement und erfolgreicher Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams. Dazu kombiniert er fundierte Recherchen mit Interviews von Fachexperten aus dem Kreis der matrix technology Mitarbeitenden und darüber hinaus.

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Initiativen auf EU- und Bundesebene bringen neuen Schwung in das Thema Nachhaltigkeit. Das lenkt auch den Fokus auf die IT: Wie nachhaltig kann der IT-Betrieb heute sein und welche Vorteile entstehen für Unternehmen, die sich nicht nur um hochverfügbare, sondern auch um nachhaltige IT bemühen – auch im Zusammenspiel mit ihren IT-Outsourcing-Partnern?

Ein wichtiges Detail in der aktuellen Debatte sind ESG-Ratings. Das Kürzel ESG steht für Environmental, Social and Governance. Es beschreibt ein Verständnis von Nachhaltigkeit, das Umweltaspekte, Aspekte im menschlichen Miteinander und eine verantwortliche Unternehmensführung vereint. Im Unternehmensalltag spielen diese Themen bereits eine Rolle. Ab einer Größe von mehr als 500 Mitarbeitern erstellen viele Unternehmen eigene Nachhaltigkeitsberichte - insbesondere auch Banken und Versicherungen, da sie im öffentlichen Interesse stehen.

CSRD-Reporting: Der neue Treiber für Nachhaltigkeit?

Neuer Schwung in die Thematik kam bereits im April 2021 durch die auf EU-Ebene vorgelegte „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD). Im Rahmen der Ausarbeitung dieser Richtlinie entstanden neue verbindliche Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung – und der Geltungsbereich soll deutlich ausgedehnt werden auf kleinere Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Die Berichtspflicht soll zwei Betrachtungsebenen umfassen („Double Materiality“):

  1. Wie wirken sich ESG-Aspekte auf das eigene Geschäft aus?
  2. Wie wirkt sich die eigene Betriebsführung auf ESG-Aspekte aus?

Unter der zweiten Ebene lässt sich auch das Thema IT-Betrieb neu in den Fokus nehmen. Regulatorische Vorgaben waren bisher ein starker Treiber für die Auslagerung des IT-Infrastruktur- und System-Betriebs an Managed Service Provider. Dies gilt weiterhin mit Blick auf eine größtmögliche Informationssicherheit und auf Datenschutz. Durch CSRD rückt nun auch die Frage stärker in den Mittelpunkt, wie ein nachhaltiger IT-Betrieb aussehen kann, der das ESG-Rating eines Unternehmens potenziell positiv beeinflussen kann.

Energieeffiziente Technik im Rechenzentrum

Fangen wir auf der Suche nach Nachhaltigkeitsindikatoren an der Basis an: Im Rechenzentrum. Bricht man die Suche nach Nachhaltigkeitsinformationen herunter auf Rechenzentren, rückt vor allem die Energiefrage in den Fokus. Es ist bekannt, dass der 24/7-Betrieb von Servern und Netzwerken einige Mengen an Strom kostet.

Da der Strom der wichtigste Kostenfaktor für ein Rechenzentrum ist, bemühen sich die Betreiber schon lange um Energieeffizienz. Die Branche hat sich dafür bereits eigene Kennwerte geschaffen.

Ein von dem Konsortium „Green Grid“ eingeführter Key Performance Indicator (KPI) für ein nachhaltiges Rechenzentrum ist der PUE-Wert. PUE steht für „Power Usage Effectiveness“.

  • Der Wert benennt das Verhältnis vom gesamten Energieverbrauch eines Rechenzentrums zum Energieverbrauch der IT-Systeme im Rechenzentrum.
  • Das bedeutet: Je geringer der Anteil von assistierenden Systemen wie Kühlung, Beleuchtung und Notstromanlagen am Verbrauch der eigentlichen Kernsysteme ist, desto mehr nähert sich der PUE-Wert dem theoretischen Idealwert 1,0.
  • Ein PUE-Wert von 1,0 würde bei 100 Prozent Energieeffizienz erreicht: Sämtliche zugeführte Energie würde in einem solchen Fall ausschließlich von den IT-Systemen genutzt.

Bewegten sich vor einigen Jahren noch die Werte neuer Rechenzentren zwischen 2 und 3, lassen sich heute mit modernen Techniken bereits Werte unter 1,3 erreichen. Darüber hinaus kann der Strom, der für das Rechenzentrum benötigt wird, aus zertifiziert erneuerbaren Quellen bezogen werden.

Nachhaltigkeitsfaktor Energiebereitstellung und Kühlung
Nachhaltigkeitsfaktor - Effizienter IT-Betrieb durch Virtualisierung und Shared Infrastructure

Effizienter IT-Betrieb durch Virtualisierung und Shared Infrastructure

Technischer Fortschritt beeinflusst aber nicht nur einzelne Bauteile und Komponenten im Rechenzentrum. Inzwischen sind IT-Systeme zu einem hohen Grad virtualisiert. Dadurch sind weder Betriebssysteme noch Datenbanken oder rechenintensive Workloads an dedizierte physische Hardware gebunden. Unternehmen können daher die Hardware zu einem höheren Grad ausnutzen, indem verschiedene, unabhängig voneinander operierende Systeme auf ein- und demselben Bare-Metal-Server laufen.

Auch die Wachstumsreserve kann über die Gesamtheit der gehosteten Systeme geplant und gepflegt werden. Somit können der erreichte Grad der Virtualisierung gepaart mit dem durchschnittlich erreichten Ausnutzungsgrad einer Shared Infrastructure als Nachhaltigkeitsindikatoren gedeutet werden.

Nachhaltigkeit durch IT-Outsourcing

Wenn ein Outsourcing-Partner diese Shared Infrastructure bereitstellt, können Server und andere Hardware so dimensioniert werden, dass nicht nur ein Optimum für die Systeme eines Partnerunternehmens, sondern ein Optimum für Systeme verschiedener Unternehmen erreicht wird, die logisch getrennt auf derselben physischen Hardware laufen.

Bezieht sich die Virtualisierung nicht nur auf Virtuelle Maschinen, die zugewiesene Server-Kapazitäten und Betriebssysteme bündeln, sondern auch auf die Desktop-Virtualisierung über Softwarelösungen wie Citrix, lässt sich der insgesamt niedrigere Stromverbrauch der Thin Clients gegenüber Business Notebooks ebenfalls als Beitrag zur Nachhaltigkeit werten.

Nachhaltigkeit durch IT-Outsourcing

Fazit: IT lässt sich (auch) ESG-bewusst gestalten

Unternehmen werden positive ESG-Ratings vor allem dann wollen, wenn Märkte den Einsatz für Nachhaltigkeit wirklich belohnen, den Unternehmen bewusst und nachvollziehbar leisten. Die sich abzeichnenden neuen Rahmenbedingungen auf EU-Ebene, die sich auch im Regierungsprogramm der neuen „Ampelkoalition“ spiegeln, unterstreichen solche Bemühungen.

Das neue Regierungsprogramm enthält den Satz: „Nachhaltigkeitsrisiken sind Finanzrisiken“. Die Logik dahinter: Kapitalgeber, die auf nicht-nachhaltige Ideen und Unternehmen wetten, riskieren ihren Einsatz. Die nötige Transparenz herzustellen, ist eine Herausforderung. Als Outsourcing-Partner für Managed Services im IT-Betrieb mit Fokus auf den regulierten Sektor tragen wir gerne zur Diskussion bei, was Nachhaltigkeit in der IT ausmachen kann.

Dabei geben wir offen zu: Im professionellen IT-Betrieb und insbesondere im regulatorischen Umfeld zählt höchste Verfügbarkeit – und diese fußt auf Prinzipien wie der technologischen und betrieblichen Redundanz. Innerhalb dieser Grundanforderung auch bewusst auf Nachhaltigkeit zu schauen, ist aber auf jeden Fall erstrebenswert.

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